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ARCHIV 2006 - Februar 2014
Einleitung


Am 7. Oktober 2005 veranstaltete die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verein für soziale Arbeit/Kinderwerkstatt Bockenheim e. V. in Frankfurt am Main eine Fachtagung zum Thema "Ganztagsschule - Vision Schule 2010?!"

Mit der Veröffentlichung der ersten "PISA-Studie" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vor vier Jahren wurde eine Dynamik in Gang gesetzt, in deren Folge Maßnahmen diskutiert wurden und werden, über die zuvor kaum Konsens zu erzielen war, zum Beispiel die Förderung von Ganztagsschulen.

Ganztagsschulen sollen garantieren, dass mehr Zeit für intensiven Unterricht und individuelle Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung steht.

Dazu genügt es allerdings nicht, den bisherigen Unterricht einfach zeitlich auszudehnen, sondern es braucht eine qualitative Weiterentwicklung von Unterricht und integrierte Konzepte zur Gestaltung von Schule als Lern- , Lebens- und Erfahrungsraum.

In Deutschland beziehungsweise in Westdeutschland hat sich historisch die Verantwortung für Kinder und Jugendliche aufgeteilt auf verschiedene Träger: Für die Bildung sind die Schulen zuständig, für die sozialpädagogische Versorgung die Jugendhilfe. Dadurch hat sich eine breite außerschulische freie Trägerlandschaft herausgebildet, die im Bereich der Kinder- und Jugendbildung ein vielfältiges Förder- und Freizeitangebot entwickelt hat. Im Zuge des Ausbaus von Ganztagsschulen stellt sich von daher insbesondere auch die Frage, ob und wie die Jugendhilfe und besonders die schon existierenden Angebote im Freizeitbereich sinnvoll mit der Schule verzahnt werden können und wie die Zusammenarebit von Schule und Jugendarbeit verbessert werden kann.

Darüberhinaus stellte die Tagung vor allem die Frage, was die gute Schule von morgen ausmacht, wo es Beispiele für gelungene Schulkonzepte und -praxis gibt und wo es Beispiele für gelungene Kooperationen gibt.

Referenten waren Prof. Dr. Rainer Winkel, Professor für Erziehungswissenschaften an der Hochschule der Künste in Berlin zu dem Thema "Spezifika der Schulen in Deutschland - ein kulturwissenschaftlicher Streifzug"; die finnischen Erfahrungen, die bei der PISA-Studie als beispielhaft aufgezeigt wurden, stellte Rainer Domisch vom finnischen Zentralamt für Unterrichtswesen in Helsinki dar. Barbara Buchfeld, Schulleiterin der offenen Schule Kassel-Waldau, schloss unter dem Titel "Was macht die Lust am Lernen aus?" die erste Runde der Tagung mit Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Merkmalen erfolgreichen Lernens ab.

Als Überleitung zu einem Gespräch zwischen PraktikerInnen und AkteurInnnen aus Schulverwaltung, Wissenschaft, Schulen und außerschulischen Trägern zur Frage "Wie wird die Vision einer guten (Ganztags-)Schule Realität?" stellte Gabriele Mlynek, Geschäftsführerin des Verein für soziale Arbeit/Kinderwerkstatt Bockenheim gelungene Beispiele einer Kooperation von Jugendhilfe und Schule vor. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, wurden konkrete Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten auf dem Weg zu einer qualitativ guten Schule ausgelotet und die Umsetzbarkeit von Visionen in konkrete Schritte diskutiert. Das hessische Kultusministerium vertrat der Referatsleiter für Ganztagssschulen Wolf Schwarz, für die Stadt Frankfurt am Main nahm stellvertetend für die Dezernentin Jutta Ebeling Michael Damian teil. Weitere TeilnehmerInnen waren der Direktor des ISS, Hans Georg Weigel, die pädagogische Leiterin der integriereten Gesamtschule IGS, Sybille Soden, sowie Harald Gottschak von der Freien Schule, alle aus Frankfurt am Main.

Deutlich wurde, dass erfreulicherweise viele Schulen nicht mehr darauf warten, bis irgendwann die idealen Rahmenbedingungen für eine gute Schule geschaffen werden, sondern einfach selbst angefangen haben, sich zu verändern und Dinge anders zu machen.

Die Veranstaltung, an der etwa 100 Fachleute aus Schulen, außerschulischen Trägern und aus Wissenschaft und Verwaltung teilnahmen, wurde von Dr. Ulrich Erhardt, Organisationsentwickler und Erziehungswissenschaftler von denkmodell, Berlin, geleitet.

Wir dokumentieren hier die Tagung: Die Beiträge und Teile der Diskussion wurden transkribiert und, um leichter lesbar zu sein, gekürzt und z.T. stilistisch etwas bearbeitet, da sie nicht für eine wissenschaftliche Debatte gedacht sind, sondern in erster Linie als Anregungen für Menschen, die in Schule und Jugenhilfe, in Horten und Kitas, in Schulverwaltungen und Jugendämtern etwas verändern wollen. Zu diesen notwendigen Veränderungen will diese Dokumentation anstoßen und ermutigen.


Für den Verein für soziale Arbeit im Stadtteil/Kinderwerkstatt Bockenheim e.V.,
Gabriele Mlynek, Bruno Piberhofer, Wolfgang Röckel
Für die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V., Margret Krannich

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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung