Klimawandel: Chancen und Grenzen einer nachhaltigen Entwicklung
Viertes "New Ecology" Klima- und Energieseminar für junge Leute von 20 bis 35 Jahren
Die wissenschaftlichen Prognosen zur globalen Klimaerwärmung offenbaren die vielfältigen Herausforderungen für Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie. Tiefgründige Veränderungen, zum Beispiel in den Bereichen Energieproduktion und Lebensstil, werden notwendig sein, um die anstehenden Herausforderungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Auf der UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro ist das Konzept der nachhaltigen Entwicklung zum normativen internationalen Leitprinzip erklärt worden. Demnach soll die gegenwärtige Generation verantwortungsvoll handeln, so dass die Chancengleichheit inter- und intragenerationell gewährleistet wird. Auf internationaler Ebene konnte in Kopenhagen im Dezember 2009 kein verbindliches Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll beschlossen werden. Die Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer werden im Dezember 2010 erneut in Mexiko zusammenkommen, um über Ziele und Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgas-emissionen zu debattieren. Dies zeigt, dass auf politischer Ebene die Bedeutung des Klima-wandels durchaus ernst genommen wird, und, dass der Wille zur Veränderung vorhanden ist. Aufgrund der Vielzahl involvierter Akteure mit z.T. unterschiedlichen Interessen ist die Problematik jedoch sehr komplex. Dadurch wird die Umsetzung von Strategien nachhaltiger Entwicklung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene erschwert. Ökonomische Interessen, politische Machtverhältnisse und der Stand der Technik sind neben psycholo-gischen und sozialen Faktoren die bestimmenden Elemente, welche den Rahmen und somit die Grenzen für nachhaltige Entwicklung formen. Gleichzeitig bietet das Konzept der Nachhaltigkeit auch eine Reihe von Chancen. So ent-stehen neue Wirtschaftszweige und Absatzmärkte und es könnten Umstrukturierungen von Machtverhältnissen und Ressourcenzugängen angestoßen werden. Mögliche Folgen wären eine Entschärfung sozialer Konflikte, eine gerechtere Verteilung von Gütern und Lasten sowie zunehmende Partizipationsmöglichkeiten. Seminarinhalte In dem Seminar wird der Frage nachgegangen, welche Chancen nachhaltige Entwicklung im Kontext des Klimawandels bietet und welche Grenzen ihr gleichzeitig gesetzt sind. Hierfür wollen wir eingehender untersuchen, welche Ansichten und Konzepte den beteiligten Akteuren zugrunde liegen und inwieweit industrielle, lobbyistische oder auch politische Interessen fördernd oder blockierend Einfluss nehmen. Welche Aspekte innerhalb dieses Rahmens näher beleuchtet werden, hängt von den Interessen und Ideen der TeilnehmerInnen selbst ab. Denkbar wären unter anderem Vorträge und Workshops zu folgenden Themen:
- Welche Akteure in Politik, Wissenschaft und Ökonomie bestimmen den Diskurs? Welche Motivationen und Konzepte liegen ihren Handlungen zugrunde?
- Welche Rolle spielt unser bestehendes Wirtschaftssystem mit dem vereinfachten Ak-teur des rational denkenden Menschen?
- Inwieweit können Umweltleistungen und -belastungen quantifiziert und in ökono-mische Modelle integriert werden? Wie werden Auswirkungen und notwendige Anpassungsmaßnahmen von Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen ökonomisch berechnet? Wie werden Kosten und Nutzen verteilt?
- Inwiefern beeinflussen politischen Rahmenbedingungen den Klimaschutz? Welche Chancen liefern umweltpolitische Instrumente und welchen Grenzen unterliegen sie? Inwieweit sind Wirtschaft und Politik verflochten und wie wirken sie auf die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung ein?
- Welche Rolle spielt Lobbyismus? Inwieweit kann durch politischen Aktivismus Einfluss genommen werden?
- Welche Interessen beeinflussen Klimakonferenzen und speziell Mexiko?
- Welche Chancen und Grenzen bieten technologische Innovationen bei Vermeidungs- (mitigation) und Anpassungsmaßnahmen (adaptation)? Welchen Chancen und Grenzen unterliegt das Großprojekt Desertec? Welche anderen Konzepte gibt es bereits und wie vielversprechend sind sie?
- Inwieweit könnte Climate Engineering als Lösung in Betracht gezogen werden?
- Brauchen wir einen Wertewandel auf individueller und kollektiver Ebene? Wie kann ein nachhaltiger gesellschaftlicher Wandel aussehen? Inwiefern ist der Mensch fähig, die Auswirkungen des Klimawandels zu begreifen und adäquat zu regieren?
- Welche Grenzen und Chancen des Klimaschutzes beziehen sich auf den Verbraucher (z.B. PCF – Product Carbon Footprint)?
- Welche neuen Konflikte entstehen durch den Klimawandel? In wieweit kann durch nachhaltige Entwicklung das Konfliktpotenzial verringert werden?
- Welche Chancen ergeben sich auf politischer Ebene, wenn durch erneuerbare Energie-quellen Energiesicherheit gewährleistet ist?
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung