Windenergie, Netzausbau, Kapazitätsmärkte – Welche Infrastruktur braucht die Energiewende?
Diskussionsveranstaltung
Ein Jahr nach ihrem vorgeblichen Beginn, hält die Energiewende das Land in Atem. Mit jeder Beschwörung ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit, verliert sie deutlich an Kontur und Profil. Worum es bei der Energiewende tatsächlich gehen und welche Ziele sie erreichen soll, wird jeden Tag unklarer. Je nachdem, wer die Fragen nach Sinn und Ziel stellt bzw. gestellt bekommt, erhält man oft Antworten, die nicht den Eindruck erwecken, als ob über dasselbe Thema gesprochen würde. In der Öffentlichkeit entsteht deshalb zunehmend der Eindruck, dass führende Akteure in Politik, Wirtschaft und Medien die nach der Katastrophe von Fukushima gezogene Konsequenz, aus der Atomkraft auszusteigen und den Aufbau eines zu 100 % auf erneuerbaren Energien fußenden Energiesystems entschieden voranzutreiben, nicht länger mittragen. Die vier großen Energieunternehmen (RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW) waren in den vergangenen Jahrzehnten vornehmlich in den Bereichen Atom und Kohle zugange, haben alle Zeichen der Zeit ignoriert und trotz deutlicher Warnsignale ihren Irrweg nicht verlassen, wodurch Millardenverluste entstanden sind. Durch den politischen Machtwechsel in Baden-Württemberg besteht die realistische Chance, wenigstens EnBW auf einen Nachhaltigkeitskurs umsteuern zu können. Die anderen drei Konzerne investieren nach wie vor in Großstrukturen – zunehmend Off-Shore-Windanlagen -, die teuer und kapitalintensiv sind. Für diese „Strategie“ wird auch weiterhin viel politische Unterstützung mobilisiert, von Steuergeldern und Kostenumlagen auf die Endkunden ganz zu schweigen. Es stellt sich somit die Frage: Wenn das Prinzip, dass Energie dort erzeugt werden soll, wo sie gebraucht wird, konsequent umgesetzt werden soll, was folgt daraus für die Infrastruktur? Wo muss, wo sollte und wo darf nicht investiert werden? Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Entscheidungen für eine bestimmte Form der Energieinfrastruktur und dem daraus sich ergebenden Nutzen? Wie ist die Frage der Bürgerbeteiligung bzw. der demokratischen Einflussnahme auf die Gestaltung der Energieinfrastruktur zu sehen? Und nicht zu letzt: Wer soll, wer muss aus welchen Gründen eigentlich was im gesellschaftlichen Großprojekt Energiewende bezahlen und wer nicht? Über diese und verwandte Fragen diskutieren: Lorenz Jarass Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule RheinMain, Wiesbaden Klaus Rohmund Bürgerinitiative "Keine 380-kV-Freileitung im Werra-Meißner-Kreis", Meißner Angela Dorn Sprecherin für Umwelt, Energie und Klimaschutz der hessischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, Wiesbaden Jörg Becker Bereichsleiter Mainova AG, Frankfurt am Main Moderation: Werner Neumann Sprecher des Arbeitskreises Energie im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Altenstadt Datum: Dienstag, 22. Januar 2013, 19.00 Uhr Ort:Haus am Dom, Giebelsaal, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main Zur Lektüre empfohlen: Lorenz Jarass/ G. M. Obermair, Welchen Netzumbau erfordert die Energiewende?, MV-Verlag, Münster 2012Lorenz Jarass, Stellungnahme zum Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2012Agora - Impulse: 12 Thesen zur Energiewende
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung