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ARCHIV 2006 - Februar 2014
Entfernte Stimmen – Veus llunyanes. Kataloniens Wiederaneignung der Geschichte
Die Heinrich-Böll-Stiftung auf der Frankfurter Buchmesse

Katalonien darf sich seit der Annahme des Autonomiestatuts im Sommer 2006 als Nation bezeichnen. Zu einer Nation als einer „vorgestellten Gemeinschaft“ (Benedict Anderson) gehört immer auch ein kulturelles Gedächtnis als geteilte Verständigungsgrundlage. Die einstige Unterdrückung durch das franquistische Regime bildet noch heute einen wichtigen Bezugspunkt für die katalanische Politik - quer durch die politischen Lager. Immer neue historiographische Arbeiten deuten auf die Auswüchse des faschistischen Gewaltsystems, ausgehobene Massengräber rufen die erlittenen Gräueltaten ins öffentliche Bewusstsein zurück. Auch die Populärkultur arbeitet beständig im Modus des History Repeating: Große Teile der Filmproduktion Spaniens in den letzen Jahren („Los Soldados de Salamina“, „El laberinto del fauno“) wären ohne die Reaktualisierung von erlebter Geschichte kaum denkbar. Zentrale Fragen der katalanischen Erinnerungspolitik beschwören immer wieder heftige Konflikte mit den konservativen Kräften Spaniens herauf: Wie verfügbar ist die eigene Vergangenheit? Wie soll der fragmentierten und umkämpften Geschichte auf angemessene Weise gedacht werden? Wer besitzt die Deutungshoheit über das, was war? Auch Deutschland kennt derlei Fragen an die Geschichte. In Spanien und Katalonien, wo auch das oscar-gekürte Stasi-Melodram „Das Leben der Anderen“ mit großem Erfolg in den Kinos läuft, beobachtet man den innerdeutschen Prozess der Selbstreflexion mit großem Interesse. Heinrich-Böll-Stiftung und Fundació Nous Horitzons möchten deshalb im Rahmen des Forums Dialog einen produktiven Austausch über die Herausforderungen einer Erinnerungskultur initiieren. Denn hier wie dort kann Vergangenheit nicht stillgelegt werden, sondern äußert sich immer wieder, als Echo entfernter Stimmen - „Veus llunyanes“.   Forum Dialog mit:Joan Saura, katalanischer Innenministerund bis vor kurzem Vorsitzender der katalanischen Grünen, Barcelona Peter A. Kraus, Politologe, Universität Helsinki, Mitautor des Buches "Eine kleine Geschichte Kataloniens"
Ralf Fücks, Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Moderation: Susanne Rieger, Mitarbeiterin der Iniciativa per Catalunya Verds 
Termin: Donnerstag, 11. 10. 2007, 10:15 bis 11:15 Uhr In katalanischer und deutscher Sprache mit Simultanübersetzung. Veranstaltungsort: Halle 6.1. E 905 Buchmesse Frankfurt  Ludwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt Veranstalter:Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin in Kooperation mit der Fundació Nous Horitzons, Barcelona Info: Jan Engelmann Tel.: 030 285 34-252 e-mail:engelmann@boell.de

 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung