Print version template
ARCHIV 2006 - Februar 2014
Begleitprogramm zur Ausstellung "Kein Weg als Jude und Deutscher? Der Maler, Publizist und Dichter Arie Goral"
Exil, Rückkehr und Heimatlosigkeit. Biographische Notizen zu Arie Goral

Mittwoch, 7. März 2007, 18.30 Uhr Um Mitternacht
Eva Sternheim-Peters, Berlin Erinnerungen an Arie Goral und Lesung seiner Gedichte und Texte. Arie Goral hat als streitbarer Publizist und ausdrucksvoller Lyriker eine große Anzahl von Essays, Artikeln, Flugschriften, Briefen, autobiografi-schen Notizen und Gedichten hinterlassen. Viele seiner Texte kreisen um Fragen der deutsch-jüdischen Geschichte und Gegenwart: von Kindheits-erinnerungen an jüdisches Leben in Hamburg bis hin zu Kriegsverbrecher-prozessen, die er als Beobachter besuchte, von Heine bis Buber reichen die Themen seiner bisweilen poetischen, bisweilen polemischen Texte. Die Psychologin und Soziologin Eva Sternheim-Peters lernte Goral 1955 in Hamburg am sozial-pädagogischen Institut der Universität kennen. Ihre Eheschließung erfolgte jedoch erst 1968. Eva Sternheim-Peters lebt in Berlin. Ihre Jugenderinnerungen Die Zeit der großen Täuschungen – Eine Jugend im Nationalsozialismus sind mittlerweile in der fünften Auflage erschienen. Vor der Veranstaltung findet um 17:30 eine öffentliche Führung durch die Ausstellung statt. Der Eintritt zu Lesung und Führung ist frei. Mittwoch, 18. April 2007, 18.30 Uhr Exil, Rückkehr und Heimatlosigkeit
Biografische Notizen zu Arie Goral
Michael Nathan
, Hamburg
  Das „Prinzip Kibbuz“ war Goral seit seiner Jugend vertraut. Politisiert im jüdischen Wanderbund, schloss er sich bereits 1927 der zionistisch-sozialistischen Kibbuzbewegung an, die in Deutschland Landwirtschaftsbetriebe unterhielt, um junge Menschen auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Gorals idealistischen Utopien wichen jedoch schon bald nach der Ankunft in Palästina 1934 der Ernüchterung und zerschellten endgültig unter dem Eindruck des jüdisch-arabischen Krieges 1948. Die Rückkehr nach Deutschland wurde aber nicht zur Heimkehr. Michael Nathan, der Goral seit seiner Kindheit kannte, war über ein Jahrzehnt als Deutschland-Korrespondent der von Uri Avnery herausgegebenen Wochenzeitung Haolam Hazeh, tätig. Er lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg und arbeitet zurzeit an einer ausführlichen Biografie Arie Gorals. Vor der Veranstaltung findet um 17:30 eine öffentliche Führungdurch die Ausstellung statt. Der Eintritt zu Lesung und Führung ist frei. Sonntag, 20. Mai 2007, 11.00 Uhr Streitbar und zerrissen
Jüdische Nachkriegsidentität am Beispiel Arie Goral
Prof. Micha Brumlik
, Frankfurt
Als Goral 1953 mit einer Ausstellung israelischer Kinderzeichnungen nach Deutschland zurückkehrte, wurde er als „Botschafter des Friedens“ hofiert. Mit der Zeit jedoch wehrte er sich gegen den „Brüderlichkeits-Philosemitismus“ („Ich will nicht wieder ihr Bruder Abel sein“) und engagierte sich zunehmend politisch. In dieser Zeit, als sich das Verdrängen und Verschweigen nicht nur auf die Täter beschränkte und jüdisches Leben in betonter Unauffälligkeit stattfand, zählte Goral zu den ersten kritischen jüdischen Stimmen, die in Deutschland hörbar wurden. Der Sozialpädagoge und Philosoph Micha Brumlik lehrte in Hamburg, Heidelberg und Frankfurt, Daneben leitete er in Frankfurt bis 2005 das Fritz Bauer Institut. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen geisteswissenschaftliche und politische Themen. Zuletzt publizierte er Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts (2006). Veranstaltungsort: Museum Judengasse, Kurt-Schumacher-Str. 10, 60311 Frankfurt Veranstalter:
Jüdisches Museum – Museum Judengasse
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. Die Ausstellung
Kein Weg als Jude und Deutscher?
Der Maler Publizist und Dichter Arie Goral
ist vom 15. Februar bis 20. Mai 2007 in der Börnegalerie
im Museum Judengasse, Dependance des Jüdischen Museums zu sehen.
Die Ausstellung lädt dazu ein, einen streitbaren Publizisten, feinsinnigen Lyriker und ausdrucksvollen Maler kennen zu lernen, dessen zentrales Thema, die Problematik jüdischen Lebens in Deutschland, bis heute nichts an Aktualität verloren hat.



 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung