Kooperation statt Konfrontation?
China und „der Westen“ in der globalisierten Ökonomie
Reihe „Politik Aktuell“ - Diskussionsveranstaltung
Die beiden großen Krisen der vergangenen Jahre haben schlaglichtartig die veränderte Bedeutung der sich immer noch kommunistisch nennenden Volksrepublik China zum Vorschein gebracht. In der Klimakrise gilt China vielen Initiativen und Beobachtern mittlerweile als ernsthafter Partner, wenn es um die flächendeckende Durchsetzung regenerativer Energien geht, sofern es nicht gegen die von der KP-Führung definierten „nationalen“ Interessen verstößt. Dieser Aspekt, die nicht ausreichende Berücksichtigung chinesischer Interessen, sowie die mangelnde Einbettung Chinas in Bemühungen um Kompromisse, haben wesentlich zum Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen beigetragen. Auch in der Wirtschafts- und Finanzkrise manifestierte sich nicht nur das gestiegene weltwirtschaftliche Gewicht der Volksrepublik, sondern auch ein anderes Rollenverständnis, das erkennbar stärker auf interessengeleitete Intervention abzielt. Als „Fabrik der Welt“ und als Besitzer gigantischer Dollarbestände und Unternehmensbeteiligungen beeinflusst China das Weltgeschehen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Dabei verstößt das Land nicht nur permanent gegen geltendes Handels- und Wirtschaftsrecht (Patente, Urheberrecht usw.) als auch gegen grundlegende Menschenrechte, sondern kommt damit in der Regel auch durch, da seine Handelspartnerländer sich nicht die Aussichten auf die „glänzenden Geschäfte“ auf dem riesigen Wachstumsmarkt China verderben lassen wollen. Diese starke Fixierung der chinesischen Staats- und Parteiführung auf den Weltmarkt birgt allerdings auch enorme Risiken. Der eingeschlagene chinesische Entwicklungspfad setzt Stabilität im Inneren wie im Äußeren voraus, da anderenfalls allzu viele Ressourcen für Zwecke aufgewendet werden müssten, die nicht zur Entwicklung des Landes beitragen. Ein Scheitern bleibt somit auf der Tagesordnung, die Fragilität des Systems kann in absehbarer Zeit nicht überwunden werden. Auch die Aktivitäen Chinas in zahlreichen Entwicklungsländern, insbesondere in Afrika, sind konfliktträchtig, da mit allen Mitteln und nicht selten zu Lasten „westlicher“ Industrien Rohstoffe akquiriert werden müssen, um die ehrgeizigen Pläne zur Entwicklung des Landes Realität werden zu lassen. Welche Schlussfolgerungen ziehen die chinesischen Verantwortlichen daraus? Gehen sie aus Einsicht in die Tatsache, dass chinesische Probleme nicht allein in China und durch China gelöst werden können, den Weg der Kooperation und damit des Kompromisses? Und wie weit dürfen/müssen solche Kompromisse gehen, damit sie auch bei uns akzeptiert werden? Oder: Wird als Reaktion auf die Globalisierung und die Weltmarktintegration wieder stärker das Nationale, das Besondere betont, mit der Konsequenz, dass das konfrontative Element, wie es in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern zu beobachten ist, gestärkt? Was folgte daraus? Wären die Folgen des Scheiterns akzeptabel? Diese und andere Fragen diskutieren: Hanns Günther Hilpert Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin
Jörg-Meinhard Rudolph Ostasieninstitut der Fachhochschule Ludwigshafen
Moderation: Helmut Forster Sinologe und Publizist, Xi’an – Frankfurt a. M.
Termin:
Dienstag, 18. Mai 2010, 19.00 Uhr
Veranstaltungsort:
Saalbau Gallus, Seminarraum 2, Frankenallee 111, Frankfurt am Main
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
_____________________________________________________________
Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung