Diskussionsveranstaltung

Kosovo - Zwischen Mythen und Alltag

Thema

Seit einigen Monaten finden in Wien Verhandlungen über den zukünftigen Status des Kosovos statt, die zwischen den Vertretern des Parlaments des Kosovos und der Belgrader Regierung, sowie den Sprechern der Kosovo-Serben geführt werden. In der medial vermittelten Öffentlichkeit steht dabei oft isoliert die Status-Frage im Vordergrund: Unabhängigkeit ja oder nein? Die Realität der Gesellschaften des Kosovos und Serbiens verschwindet dabei hinter historisierenden Mythen und abstrakten Räsonnements über die rechtliche Basis einer Unabhängigkeit. Ebenso erscheint unklar wie groß weiterhin das Eskalationspotential ist, sollten die Verhandlungen scheitern.
Obwohl das Kosovo seit einiger Zeit kaum mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht, bleibt die Lage explosiv, wie die gewaltsamen Massendemonstrationen vor zwei Jahren gezeigt haben. Die politischen Akteure im Kosovo werden jedoch weiterhin nur in groben Umrissen wahrgenommen. Um eine genauere Vorstellung von den Möglichkeiten aber auch den Gefahren zu bekommen, gehen die beiden Referenten, Georgia Kretsi und Boris Kanzleiter, die in der Region leben und arbeiten, in ihren Beiträgen vor allem auf die sozialpolitische Situation in der kosovarischen Hauptstadt Prishtina, sowie in der serbischen Enklave Kosovska Mitrovica im Norden des Kosovos ein. Vor diesem Hintergrund sollen folgende Fragen erörtert werden:

• Wie hat sich die soziale Situation entwickelt, seitdem das Kosovo unter der Kontrolle von NATO und EU steht?
• Welche Akteure bestimmen Ökonomie und Politik in der (noch) zu Serbien gehörenden Provinz?
• Führt die Rückkehr albanischer und nichtalbanischer Flüchtlinge zu sozialen Spannungen?
• Welche Konfliktlinien entwickeln sich zwischen den kosovo-albanischen politischen Akteuren im Vorfeld der Unabhängigkeit?
• Wie orientieren sich die serbischen Parteien im Kosovo angesichts der scheinbar bevorstehenden Unabhängigkeit?
• Welche Beziehung existiert in Serbien zwischen Sozialprotest und der Fortdauer nationalistischer Denkmuster, besteht weiterhin das Potential einer gewaltvollen Eskalation angesichts einer möglichen Unabhängigkeit des Kosovos?

 
ReferentInnen
Georgia Kretsi, Sozialanthropologin, Osteuropa-Institut FU Berlin
Boris Kanzleiter, Historiker und Journalist, Belgrad / Serbien

Moderation
Nenad Stefanov, Historiker, Berlin

Termin
Dienstag, 30. Mai 2006, 19.00 Uhr

Veranstaltungsort
Bürgertreff Gutleut,
Rottweiler Str. 32, 60327 Frankfurt am Main

Weiterführende Links

Boris Kanzleiter
Gewehre gibt es hier genug.
Reportage aus Kosovska Mitrovica
jungle-world.com/seiten/2006/15/7553.php
Artikel bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kosovo
Ernst Köhler
Das Kosovo hinter der Kosovo-Frage
http://www.oeko-net.de/kommune/kommune06-05/akosovo.htm
OSZE-Mission im Kosovo:
http://www.osce.org/kosovo
Zur politischen Entwicklung in den Gesellschaften des Balkan allgemein:
Southeast European Times: www.setimes.com Serbische NGO´s die sich mit der Situation im Kosovo befassen:
Humanitarian Law Center: /www.hlc.org.yu/english/index.php Helsinki Commitee for human rights Serbia: www.helsinki.org.yu

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