Wissen, Kommunikation und Handeln in der Klima- und Energiepolitik
Drittes “New Ecology“ Klima- und Energieseminar für junge Leute von ca 20 - 35 Jahren
1. New Ecology
Im Herbst 2006 traf sich in Tübingen eine Gruppe junger Studierender und
Promovierender mit interdisziplinärem Hintergrund. Ingenieurs-, Natur- und
Wirtschaftswissenschaftler waren ebenso vertreten wie Geistes- und
Sozialwissenschaftler. Thema dieses Seminars war die Rolle von Macht und Rationalität für die Zukunft der Energieversorgung. Auf diesem Treffen wurde auch das „New Ecology“-Forum gegründet.
Es folgte im Jahr 2008 ein Anschlussseminar in Niederkaufungen mit dem Titel
„Gerechtigkeit und Verantwortung in der Klima- und Energiepolitik“. Hier stießen
zahlreiche neue Studierende und Promovierende hinzu. Dadurch wurde das Spektrum der vertretenen Fächer noch verbreitert.
Zum ersten Seminar ist bereits ein Sammelband mit Artikeln der Teilnehmenden
erschienen. Das Buch zum zweiten Seminar wird voraussichtlich im Herbst 2009
veröffentlicht. Diese interessante und produktive Kombination aus netten Menschen, interessanten Vorträgen, kontroversen Diskussionen und verwertbaren Outputs soll nun auch 2009 wieder zusammen gebracht werden.
2. Inhalt des Seminars
Der im Seminartitel genannte Dreiklang aus Wissen, Kommunikation und Handeln stellt - vereinfacht gesprochen - das Grundschema gesellschaftlichen Wandels dar: Zunächst muss Wissen produziert werden, anschließend wird es den relevanten Akteuren kommuniziert, die wiederum mit ihren Handlungen Veränderungen anstoßen.
Energieversorgung ist ein Handlungsfeld, auf dem gesamtgesellschaftliche
Verbesserungen dringend realisiert werden müssen. Denn die gegenwärtige
Energieversorgung großer Teile der Welt - insbesondere der Länder des Nordes - ist nicht nur von großen politischen Abhängigkeiten geprägt, sondern auch durch mangelnde Nachhaltigkeit und enorme Schädigungen des Klimas gekennzeichnet. Ein gesellschaftlicher Wandel zu einem nachhaltigen Lebensstil ist dringend erforderlich.
All dies ist PolitikerInnenn, WählerInnenn, BürgerInnenn, KonsumentInnen,
Unternehmen und WissenschaftlerInnen längst bekannt. Die dramatischen Prognosen des vierten Sachstandsberichts des IPCC (2007) und des britischen Ökonomen Nicholas Stern (2006) erregten ebenso Aufsehen und mediales Interesse wie der jüngste Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. An Wissen mangelt es, zumindest auf den ersten Blick, also nicht; auch wird dieses Wissen durch Wissenschaft, Medien und engagierte BürgerInnen in der breiten Öffentlichkeit publik gemacht. „Nachhaltigkeit“, „Klimaschutz“ oder „Energiesicherheit“ sind Begriffe, die in den gegenwärtigen
Diskussionen auf nahezu hundertprozentige Zustimmung stoßen.
Und doch passiert bislang augenscheinlich nicht genug, um die Abhängigkeit von klimaschädigenden fossilen Energieträgern zu reduzieren, obwohl die Voraussetzungen dafür gegeben zu sein schein: es scheint Wissen vorhanden zu sein, es scheint Kommunikation vorhanden zu sein, und es scheint Zustimmung vorhanden zu sein. Die Frage ist: Wo bleibt das Handeln? Warum geschieht zu wenig? Mit diesen Fragen wollen wir uns im Lauf des Seminars befassen.
Die Ansätze, die zur Beantwortung dieser Frage herangezogen werden können, sind indes vielfältig. Sie reichen von der kritischen Durchleuchtung des zu Klimawandel und Energiewende bestehenden Wissens und dessen Kommunikation über die genauere Aufschlüsselung der verfügbaren Handlungsmöglichkeiten und bereits realisierten Handlungen bis hin zur Erörterung intervenierender Faktoren, die entschiedenes Handeln
vereiteln - beispielweise mangelnde technische Möglichkeiten oder wirtschaftliche und politische Interessen. Welche Schwerpunkte innerhalb dieses Rahmens gesetzt werden, soll im Wesentlichen von den Interessen und Vorschlägen der Teilnehmenden abhängen.
Denkbar wären unter anderen Vorträge und Workshops zu folgenden Themen:
- Welches Wissen haben wir über Klimawandel und zukünftige Energieversorgung?
- Wie gesichert ist dieses Wissen? Welche Widersprüchlichkeiten existierten in der
„scientific community“?
- Wie wird dieses Wissen in verschiedenen Klassen, Schichten, Kulturen, Staaten und Regionen interpretiert? Welche Schlussfolgerungen werden daraus gezogen?
- Wissen wir, wie wir leben wollen und können? Welche alternativen Lebensformen, Konsumverhalten, Transportmöglichkeiten und Wirtschaftssysteme gibt es, um das Klima zu retten?
- Wie werden die Erkenntnisse über Klimawandel und Energieversorgung
kommuniziert?
- Sind diese Formen der Kommunikation verständlich, adressatenorientiert und
nachvollziehbar? Erzeugen sie Einstellungsänderungen bei den relevanten
Akteuren?
- Wie könnte das bestehende Wissen besser vermittelt werden? Wie sind relevante Akteure am besten erreichbar?
- Welche Gegenstrategien werden von „Klimaskeptikern“ und „Ölbefürwortern“ in der Öffentlichkeit verwendet?
- Was sind überhaupt relevante Akteure in der Klima- und Energiepolitik? Warum bezeichnen wir bestimmte Akteure als relevant?
- Welche Handlungen sind nötig, um eine nachhaltige, demokratische und sichere Energieversorgungen zu ermöglichen?
- Wie sind die bereits getätigten Handlungen in dieser Hinsicht zu bewerten?
- Welche intervenierenden Faktoren lassen sich zwischen Wissen, Kommunikation und Handeln ausmachen?
- Was sind die Folgen, wenn bestehendes Wissen nicht bald in handlungsleitende Strategien umgesetzt wird?
3. Anmeldung und Teilnahme
Anmeldeschluss ist der 15. September 2009. Bis dahin können sich alle Interessierten durch eine Mail an energieseminar2009@gmx.de anmelden. Das Seminar findet in der Kommune Niederkaufungen (bei Kassel) statt.
Der Unkostenbeitrag für das Seminar beträgt 48,00 Euro pro Person (20-30
Teilnehmende). Fahrtkosten müssen selbst übernommen werden, für StipendiatInnen der Heinrich-Böll-Stiftung wird aber ein Zuschuss in noch nicht genau feststehender Höhe gezahlt.
Das Seminar soll weitgehend von den Teilnehmenden selbst gestaltet werden. Es wird daher darum gebeten, zusammen mit der Anmeldung eine kurze Skizze (max. 500 Wörter) eines Vortrags oder eines Workshops einzureichen, der inhaltlich in Eigenregie gestaltet werden könnte. Vorträge sollten nicht länger als 15, Workshops nicht länger als 45 Minuten dauern (Ausnahmen können vorher abgesprochen werden). Falls kein solcher Beitrag geleistet werden kann, sollten die Interessierten ihre Teilnahmemotivation ebenfalls kurz (max. 500 Wörter) skizzieren.
4. Vorläufiger Zeitplan
Freitag, 20. November
bis 14:00 Uhr Anreise
14:00 - 15:00 Uhr Vorstellungsrunde, Darstellung und Diskussion des
Seminarkonzepts
15:00 - 15:15 Uhr Kaffeepause
15:15 - 16:45 Uhr Wissen I
16:45 - 17:00 Uhr Kaffeepause
17:00 - 18:30 Uhr Wissen II
18:30 - 19:30 Uhr Abendessen
19:30 - 21:00 Uhr Kommunikation I
Samstag, 21. November
8:00 - 9:00 Frühstück
9:00 - 10:30 Uhr Kommunikation II
10:30 - 10:45 Uhr Kaffeepause
10:45 - 12:15 Uhr Handeln I
12:15 - 13:15 Uhr Mittagessen
13:15 - 14:45 Uhr Handeln II
14:45 - 15:00 Uhr Kaffeepause
15:00 - 16:30 Uhr Organisation nächstes Treffen/Zukunft New Ecology
16:30 - 16:45 Uhr Kaffeepause
16:45 - 17:15 Uhr Einführung Open Space
17:15 - 19:00 Uhr Open Space I
19:00 - 20:00 Uhr Abendessen
ab 20:00 Uhr Gemütliches Beisammensein (z. B. Besuch Niederkaufunger
Weihnachtsmarkt)
Sonntag, 22. November
8:00 - 9:00 Uhr Frühstück
9:00 - 10:00 Uhr Open Space II / Übergreifende Perspektiven I (nach Bedarf)
10:15 - 10:30 Uhr Kaffeepause
10:30 - 12:00 Uhr Übergreifende Perspektiven I bzw. II
12:00 - 13:00 Uhr Mittagessen
13:00 - 14:30 Uhr Abschlussdiskussion
ab 14:30 Uhr Abreise
Infos, Fragen und Anregungen bitte an:
energieseminar2009@gmx.de Das Seminar findet in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen statt.
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung