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ARCHIV 2006 - Februar 2014
HINEIN SEHEN
Heinrich-Böll-Stiftung Hessen und documenta 12

Im Rahmen der documenta 12 vom 16. Juni bis zum 23. September in Kassel finden Sonderprojekte der Vermittlungsarbeit statt, bei denen Heinrich-Böll-Stiftung Hessen, Heinrich-Böll-Stiftung und documenta 12 kooperieren. „Eine politische Ausstellung, wie ich sie verstehe, soll den Besuchern das Gefühl geben, über die Ausstellung Teil der kompositorischen Aktivität des Weltmachens zu sein: also für die Welt in der wir leben, aktiv Verantwortung zu übernehmen. Zu wissen, dass man Gestaltungsspielraum hat und ihn auch in Anspruch zu nehmen.“ So Roger-Martin Buergel zu seinem Verständnis der documenta 12. Eine Ausstellung als Bildungsinstitution zu denken, ist die Leitidee der documenta 12. Das besondere Augenmerk wird auf dem Aspekt der ästhetischen Vermittlung liegen – die gezeigte Kunst soll auch für Menschen ohne spezielle Kunstexpertise erfahrbar sein, die Schwellenangst bildungsferner oder marginalisierter Gruppen soll möglichst abgesenkt werden, ein antihierarchisches Konzept von Wissenstransfer und Vernetzung soll auf möglichst egalitäre Weise Austausch ermöglichen. Die Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen und Bund mit der documenta12 setzt genau an der Schnittstelle von politischer und ästhetischer Bildung an. Neben der Vermittlungstätigkeit im Rahmen der Besucherbetreuung ist geplant, dass die KunstvermittlerInnen der d12 jeweils ein Projekt initiieren. Es handelt sich darum, dass bestimmte von den VermittlerInnen ausgesuchte Gruppen zu einem documenta-Besuch aufgefordert werden. Im Zentrum steht der Wissenstransfer, d.h. dass die Gruppe sowohl Kenntnisse über die d12 seitens der VermittlerInnen erhält, zugleich sie aber auch als Beitragende die d12 über ihre Bezüge „aufklärt“, „unterrichtet“, Erfahrungen mitteilt. Die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen kooperiert bei folgendem Projekt: Nationale Identität – Zwischen Konstruktion und realem Erleben. In einem mehrteiligen Workshop, an dem polnische und russische ImmigrantInnen der Eltern- sowie Kindergeneration aus Kassel teilnehmen, möchten wir die Frage nach nationaler Identität stellen und die damit verbundenen Zuschreibungen aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Ausgehend von dem uns eigenen Migrationshintergrund hoffen wir zunächst in einen persönlichen Austausch mit den TeilnehmerInnen über Erfahrungen, Wahrnehmungen und Wunschprojektionen in Bezug auf Immigration zu treten. Durch die Entscheidung das Thema »nationale Identität« innerhalb einer Personengruppe zu diskutieren, die zwei unterschiedlichen Nationen angehört, sollen zudem Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Erleben von Immigration gefördert und Mechanismen von Identitätsstiftung offen gelegt und hinterfragt werden. In einer zweiten Phase des Workshops wird vor ausgewählten Kunstwerken der documenta 12 Fragen nachgegangen, die das Konstrukt der nationalen Identität in Bezug auf Kunst und deren Rezeption thematisieren.

Mit den Kunstvermittlerinnen:

Anna Ewa Dyrko geb. 1974, studierte an der Westfälischen-Wilhelms-Universität zu Münster und der Humboldt-Universität zu Berlin Kunstgeschichte, Klassische Archäologie sowie Neuere und Neueste Geschichte. Die Schwerpunkte ihres Studiums bildeten die Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart, Gender Studies, Geschlecht und Körperinszenierungen innerhalb der Bildenden Kunst, Kunst und Psychoanalyse sowie Theorien des Ekels und dessen Inszenierung in der Kunst. Ihr Studium schloss sie 2006 mit einer Magisterarbeit über eine Performance von Paul McCarthy ab, an der sie exemplarisch den Einsatz des Ekels im Werk des Künstlers herausarbeitete. Nach ihrer Tätigkeit als Kunstvermittlerin bei der documenta 12 wird Anna E. Dyrko als wissenschaftliche Volontärin in der Berlinischen Galerie. Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur arbeiten.


Polina Stroganova geb. 1982, studiert Angewandte Kulturwissenschaften and der Universität Lüneburg mit den Hauptfächern Kunst- und Bildwissenschaften sowie Sprache und Kommunikation. Die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart, Theorien des Poststrukturalismus sowie foto- und filmtheoretische Ansätze bilden den thematischen Schwerpunkt ihres Studiums. In ihrer Magisterarbeit möchte sich Polina Stroganova den Diaprojektionen von James Coleman aus einer kunsttheoretischen und philosophischen Perspektive annähern. Mehr zur Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit der documenta 12 und zu einzelnen VermittlerInnen und Vermittlungsprojekten

 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung