Podiumsdiskussion
Zwangsprostitution und Frauenhandel in Europa
Thema
Lange Zeit wurde das Problem der Zwangsprostitution und des Frauenhandels aus Osteuropa vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren erfuhr es im Zuge der Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union mehr Aufmerksamkeit, und auf europäischer und internationaler Ebene stieg die Zahl der Resolutionen, Gremien, Konferenzen und Absprachen. Auch im europäischen Verfassungsvertrag ist in der Charta der Grundrechte in Art. II-5 das Verbot von Menschenhandel verankert.
Allerdings hat dies alles bisher nicht dazu geführt, den Menschenhandel mit Frauen einzudämmen oder gar zu stoppen. Selbst wenn es keine seriöse Dunkelfeldforschung und deshalb keine verlässlichen Zahlen gibt, so ist davon auszugehen, dass der Menschenhandel mit Frauen aus mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern nach Westeuropa noch zugenommen hat. Es gibt Schätzungen, wonach in der Europäischen Union jährlich 140.000 - 200.000 Frauen vom Menschenhandel bzw. von Zwangsprostitution betroffen sind.
Warum waren die bisherige Maßnahmen und Strategien so wenig erfolgreich?
Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft haben viele Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zu Aktivitäten gegen die bei solchen Großereignissen zu erwartende Zunahme von Zwangsprostitution und Frauenhandel aufgerufen und das Problem stark in die öffentliche Debatte gebracht.
Die Veranstaltung in der Europawoche will über die aktuelle Aufmerksamkeit im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft hinaus zur differenzierten Wahrnehmung des Problems und seiner Ursachen beitragen und auf dieser Grundlage die Frage diskutieren, welche Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung von Zwangsprostitution und Frauenhandel längerfristig geeignet sein könnten und wie das im europäischen Verfassungsvertrag verankerte Verbot des Menschenhandels umgesetzt werden kann.
Programm/ReferentInnen
Hintergründe des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung mit Frauen aus Osteuropa
Alexandra Geisler, Sozialwissenschaftlerin, Berlin, Autorin von "Gehandelte Frauen - Menschenhandel zum Zwecke der Prostitution mit Frauen aus Osteuropa" (Berlin 2005)
Bekämpfung des Menschenhandels aus Sicht der europäischen Institutitonen
Bärbel Uhl, EU-ExpertInnengruppe gegen Menschenhandel (Brüssel), Berlin
Die Kampagnen gegen Zwangsprostitution anlässlich der Fußball-WM in Deutschland
Ulrike Helwerth, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Frauenrat, Berlin
Bekämpfung des Frauenhandels/der Zwangsprostitution aus polizeilicher Sicht
Wolfgang Meyer, Erster Kriminalhauptkommissar, Polizeipräsidium Frankfurt a. M.
Moderation
Barbara Holland-Cunz, Professorin für Politikwissenschaft, Uni Gießen; Terre des Femmes, Städtegruppe Rhein-Main
Termin
Mittwoch, 10. Mai 2006, 19.00 Uhr
Veranstaltungsort
Clubraum 1, Saalbau Bornheim, Arnsburger Str. 24 Frankfurt am Main
U-Bahn Linie 4 (Richtung "Seckbacher Landstraße") bis "Höhenstraße"
Weiterführende Links
Alexandra Geisler
Hintergründe des Menschenhandels in die Prostitution mit Frauen aus Osteuropa
KOK- Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V.
Angelika Kartusch
Internationale und europäische Maßnahmen gegen den Frauen- und Menschenhandel
Bundeskriminalamt
Lagebild Menschenhandel 2004
(mit Handlungsempfehlungen)
Deutschsprachige Kurzfassung des GTZ-Dokuments "EU-Enlargement, Migration and Trafficking in Women"
Kampagnen gegen Zwangsprostitution während der Fußball-Weltmeisterschaft
www.frauenrat.de/module/home/start.aspxwww.fim-frauenrecht.de/menschenhandel_kampagne.htmlwww.ban-ying.de/verantwortlicherfreiewww.ekd.de/efd/index_60.php3
Nivedita Prasad, Babette Rohner
Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland. Publikation des BanYing e.V.
Literaturliste zu Frauen in der Migration
Veranstalter
Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V.
In Kooperation mit Terre des Femmes, Städtegruppe Rhein-Main
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung