Argentina Copyleft! Der Kampf um das Urheberrecht
Podiumsdiskussion und Buchpräsentation im Forum Dialog auf der Frankfurter Buchmesse
Das argentinische Urheberrecht zählt zu den restriktivsten der Welt: Selbst öffentliche und Universitätsbibliotheken müssen Gebühren für eine potentielle Vervielfältigung ihrer Bestände entrichten – diese machen einen erheblichen Teil ihres Budgets aus. Diese Praxis widerspricht nicht nur der alten, kultur-übergreifenden Leitidee öffentlicher Bibliotheken, sondern auch einem seit der Krise 2001 politischen und gesellschaftlichem Konsens: Über öffentliche Bildung den Bürger_innen des Landes Instrumente zur Überwindung von Exklusion und Ungleichheit zu verschaffen. Befürworter des derzeitigen Urheberrechtes wollen vor allem die eigene Kultur unterstützt und gefördert sehen, sowohl als bedeutender Wirtschaftszweig wie auch explizit als identitätsstiftendes Element. Insbesondere als Reaktion auf die Überflutung mit billigen und „frivolisierten“ Produkten und Leitbildern internationaler Produktion der 90er Jahre soll somit auch eine neue kulturelle Diversität garantiert werden. Doch zahlreiche kreative, zivilgesellschaftliche Initiativen setzen sich in Argentinien für eine Reform des Urheberrechts ein. Sie befürchten, dass der freie Zugang zu Wissen und Bildung gefährdet und demokratische Grundwerte in Frage gestellt werden. Die Erfahrung, dass künstlerische Werke wie materi-elle Güter behandelt werden und dass die Bereitstellung von Wissen für alle im Internet bestraft wird, veranlasst diese Initiativen neue Strategien zu ent-wickeln. Strategien selbstverwalteter Verlage und Autoren bspw., die ihre Lizenzbedingungen selber festlegen. Ein Instrument, dessen sie sich dabei bedienen heißt „Copyleft“. Mit ihren Forderungen stehen sie nicht alleine da – weltweit werden Debatten um ein zukunftstaugliches Urheberrecht geführt. Der Brückenschlag nach Argentinien im Vorfeld der Buchmesse dient daher dem Austausch zu zentralen Fragen, die auch in Deutschland ganz oben auf der Agenda stehen: Welche Auswirkungen hat das Urheberrecht auf die Zugangsmöglichkeiten zu Kultur, zu Wissen und zu öffentlich finanzierter Bildung? Wer profitiert von den Zugangsbeschränkungen? Verhindert das Urheberrecht die Entwicklung von Instrumenten zur Überwindung von Armut und Ungleichheit? Erleichtert es künstlerisches Schaffen? Produziert es Einschränkungen der Meinungsfreiheit? Welche Rolle spielt es in der Entwicklung einer pluralen Medienlandschaft? Und welche Folgen hat ein restriktiv praktiziertes, Zugänge verschließendes Urheberrecht bei (wachsenden) sozialen und ökonomischen Disparitäten für die demokratische Verfasstheit einer Gesellschaft? Mit Julio Raffo, Anwalt, Experte für Filmrecht, Buenos Aires Beatriz Busaniche, Medienwissenschaftlerin, Organisation Vía Libre, Buenos Aires Moderation: Michael Álvarez, Heinrich-Böll-Stiftung, Büroleiter Cono Sur, Santiago de Chile Termin: Donnerstag, 7. Oktober 2010, 11.30 bis 12.30 Uhr Forum Dialog, Frankfurter Buchmesse Sprache: Spanisch-Deutsch mit Simultanübersetzung Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung