Jugendgewalt und Bildungspolitik - Analysen und Perspektiven
Diskussion
Vor einem Jahr hat Roland Koch einige gehäuft auftretende Fälle von Jugendkriminalität im Wahlkampf mit dem Ziel instrumentalisiert, sich und seine Regierung als hart durchgreifende law-and-order-Politiker zu profilieren. In dieser bundesweit geführten Auseinandersetzung wurden Forderungen nach Warnschussarrest, Kinderknast und Abschiebung für straffällig gewordene Jugendliche erhoben. Diese im wesentlichen gescheiterte Kampagne hat nicht nur zu einer Wiederbelebung rückständiger Erziehungs- und Bildungskonzepte beigetragen, sondern auch die grundsätzliche Frage aufgeworfen, welche Zusammenhänge zwischen Bildungssystem und Jugendgewalt bestehen. In Hessen wird nach wie vor - trotz der sich zuspitzenden Debatte um die Hauptschule - am dreigliedrigen Schulsystem und seiner sozialen Auslesefunktion strikt festgehalten. Vor dem Hintergrund der traurigen Tatsache, dass viele Jugendliche den Restriktionen ihrer sozialen Herkunft nicht entrinnen können, sind Enttäuschungen und Frustrationen vorprogrammiert, die sich in der Konsequenz auch gewaltförmig Luft machen können. Diese Zusammenhänge analysiert haben die Autorinnen und Autoren des von Micha Brumlik herausgegebenen Buches: „Ab nach Sibirien? Wie gefährlich ist unsere Jugend?“ (Beltz Verlag 2008). Mit zweien dieser Autoren diskutiert die grüne Bundestagsabgeordnete Priska Hinz über Alternativen zur herrschenden bildungspolitischen Ausgrenzungspolitik: Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Bildungssystem und Jugendgewalt? Welche Rolle spielt die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems? Wie müsste ein stärker auf Integration und Förderung orientiertes Bildungssystem aussehen? Lässt sich Jugendgewalt mit bildungspolitischen Mitteln verhindern?
Mit:Micha Brumlik Professor für Erziehungswissenschaft, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M. Priska Hinz MdB, Bündnis 90/ Die Grünen, Sprecherin für Bildungs- und Forschungspolitik Joachim Kersten Universitätsprofessor an der Deutschen Hochschule der Polizei, Münster Moderation: Katja Irle, Frankfurter Rundschau
Termin:
Montag, 12. Januar 200, 19.00 Uhr
Ort:
Café im Kunstverein Steinernes Haus am Römerberg Markt 44 60311 Frankfurt am Main
Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e. V. Beltz Verlag
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung