Diskussionsveranstaltung
Atommacht Nordkorea – Wird ein Alptraum Wirklichkeit?
Thema
Am 9. Oktober 2006 machte Nordkorea seine mehrfach angekündigte Drohung wahr und zündete unterirdisch eine Atombombe. Diese Testsprengung bildete den Höhepunkt einer jahrelang anhaltenden Auseinandersetzung um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Denn Nordkorea hatte den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, heimlich aber Atomwaffen entwickelt, schließlich im Jahr 2003 den Vertrag gekündigt. Seitdem wurde in Sechsmächtegesprächen, an denen die USA, China, die Russländische Föderation, Japan und Südkorea beteiligt sind, versucht, Nordkorea von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten. Das so genannte „Joint Statement 2005“ vom September vergangenen Jahres schien zunächst auch dafür zu sprechen, dass man auf dem richtigen Weg war. Denn in diesem Dokument erklärte Nordkorea sich unter gewissen Umständen bereit, auf die Entwicklung von Atomwaffen zu verzichten, in den Geltungsbereich des Atomwaffensperrvertrages zurückzukehren und sich wieder der Kontrolle der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zu unterstellen. Dafür erklärten die USA sich bereit, keine Atomwaffen in Südkorea zu stationieren und weit reichende Sicherheitsgarantien für Nordkorea zu geben. Auch Energielieferungen wurden in Aussicht gestellt, wenn Nordkorea sein Atomwaffenprogramm aufgibt. Den Bau zweier Leichtwasserreaktoren, bei deren Betrieb keine atomwaffenfähige Materialien anfallen, in Nordkorea auf Kosten der USA - ein Projekt das schon 1994 von der Clinton-Administration abgesegnet, aber nie realisiert wurde – klammerte die Erklärung aus. Was die Umsetzung betrifft, blieb die Erklärung allerdings sehr vage – weder Reihenfolge noch zeitliche Rahmenbedingungen wurden vereinbart.
Mit dem nordkoreanischen Atomwaffentest haben sich die Rahmenbedingungen schlagartig verändert. Zu befürchten ist, dass eine kaum noch zu kontrollierende atomare Aufrüstung in Asien bevorsteht. Insbesondere wenn Japan und Südkorea ebenfalls Atomwaffen entwickeln sollten, könnte eine höchst gefährliche Situation entstehen. Vor allem China hat an solch einem Szenario kein Interesse, sieht es hierin doch eine substanzielle Bedrohung der eigenen Weltmacht-Ambitionen. Als Hauptverbündeter Nordkoreas fällt China nicht nur eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung der von der UNO gegen Nordkorea beschlossenen Sanktionen zu, sondern auch hinsichtlich der immer noch möglichen Verhinderung einer Atommacht Nordkorea.
Wie die aktuelle Lage in Nordkorea aussieht, welche Möglichkeiten wer hat, um die nukleare Aufrüstung Nordkoreas zu verhindern, wie die Diskussionen in China geführt werden und welche Zukunft der Atomwaffensperrvertrag angesichts der jüngsten Entwicklungen – neben Nordkorea strebt auch der Iran nach Atomwaffen – eigentlich noch hat – alle diese und weitere Fragen diskutieren: Referenten
- Herbert Wulf, bis 2001 Leiter des Bonn International Center for Conversion (BICC), Chefberater für Abrüstung und Rüstungskontrolle im Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in Pjöngjang, Pinneberg
- Helmut Forster-Latsch, Sinologe, Übersetzer, Autor, Frankfurt a.M.
Moderation
Ralf Zwengel
Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e. V.
Termin
Donnerstag, 14. Dezember 2006, 19.00 Uhr
Veranstaltungsort
Ökohaus, Kasseler Str. 1a, 60329 Frankfurt a. M.
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung