RE-BUILD THIS CITY! Urbane Kultur, Wissensökonomie und kreative Stadtpolitik
Internationaler Kongress
Creative City: Neues Leitbild, viele Fragen Wo und wie lebt Kreativität? Städte von Toronto bis Tallahassee, von München bis Oldenburg wähnen darin eine Schicksalsfrage. Kreativität erscheint ihnen als Schlüssel zu Prosperität. Darum buhlen sie um die kreativen Köpfe, immer in der Hoffnung, die Unternehmen zögen nach. Bürgermeister und Stadträte lassen in vorauseilendem Konkurrenzdenken hochwertige innerstädtische Wohnquartiere bauen, Radwege anlegen und Kulturtempel errichten. Hie und da wird gar eine Brache für unkonventionelle Nutzungen geöffnet. Der Erfolg stellt sich ein, wenn es gelingt, umtriebige Raumpioniere und Projektemacher an den eigenen Flecken zu binden. Location matters. Der amerikanische Ökonom Richard Florida landete mit seinem Buch The Rise Of The Creative Class einen Beststeller, weil es eine Verheißung verkündete: die Versöhnung von Wirtschaftswachstum und sozialer Inklusion, von kulturellem Eigensinn und Profit. Getreu dieser Logik wird Wirtschaftspolitik kulturell und sozial eingebettet, Kulturpolitik fusioniert mit Wirtschaftsförderung. Aber was heißt das konkret? RE-BUILD THIS CITY! geht den Reibungspunkten zwischen der kreativen Stadt als griffigem Slogan für den Standortwettbewerb und ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch nach. Können politische Konzepte der „kreativen Stadt“ tatsächlich so bruchlos Elemente moderner Ansiedlungspolitik, kultureller Ausstrahlung, hoher Lebensqualität und sozialer Verantwortung miteinander verbinden? Wirkt eine so markengeführte Stadtentwicklung in Richtung „Kreativität für alle“ oder verstärkt sie gesellschaftliche und räumliche Spaltungstendenzen? Profitieren Softwareentwickler und avantgardistische Künstlerinnen tatsächlich gleichermaßen vom neuen Leitbild? Eines scheint sicher: Die Formel „One-fits-all“ taugt nicht zur Herausbildung ortspezifischer Qualitäten. Auch die Global City Frankfurt muss sich fragen, ob sie nicht dringend eigene Handlungsansätze braucht. Am ersten Tag von Re-Build This City! wird der brandaktuelle Creative-Industries-Report Frankfurt vorgestellt. Am zweiten Tag besichtigen wir Toronto, das mit einer kanadischen Alternative zu den amerikanischen „3 Ts“ (Talent, Technology, Tolerance) aufwartet: den „3 Cs“ (Competitiveness, Cohesion, Creativity). Und wir blicken nach Amsterdam, wo die Euphorie gerade in Ernüchterung umzuschlagen droht. Ebenso werden deutsche Städte und Regionen in Deutschland unter die Lupe genommen, die mit dem Nimbus des Kreativen arbeiten. Auch die künstlerische Bohème in ihrem Spagat zwischen (Selbst-) Überschätzung und Unterbezahlung kommt zu ihrem Recht. Für künstlerische Positionen sorgen Studierende der HFG Offenbach mit ihren „Short Cuts zur kreativen Stadt“. Wir wünschen viel Spaß an Kontroverse und Genuss.
Programm
Freitag, 30. Mai 2008 10.30-12.30 Uhr: Exkursion »Zwischen Tradition und Aufbruch: Das Frankfurter Bahnhofsviertel« Führung: Silke Wustmann Treffpunkt: Bahnhofsvorplatz, Endpunkt: ATELIERFRANKFURT 13.30 Uhr: Anmeldung 14.00 Uhr: Eröffnung Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich Böll Stiftung (hbs) 14.10 Uhr: Grußwort Bürgermeisterin Jutta Ebeling 14.20 Uhr: Keynote »Der Kult urbaner Kreativität. Eine Antwort auf Richard Florida« Prof. Dr. Jamie Peck, University of Wisconsin-Madison Kommentar: Ralf Fücks 15.15 Uhr: »Videoarbeit Re-Build This City!« HfG Offenbach 15.30 Uhr: Podiumsdiskussion »Wettbewerbsfähig? Beweglich? Vielfältig? Positionen zu zeitgemäßer Urbanität« Daniel Cohn-Bendit, MdEP, Straßburg Avni Yerli, Geschäftsführerin Crytek, Frankfurt/Main Prof. Hans Joachim Kujath, IRS, Erkner Dr. Walter Prigge, Stiftung Bauhaus Dessau Moderation: Peter Siller, Leiter Abteilung Inland, hbs 17.00 Uhr: Kaffee 17.30 Uhr: Präsentation »Creative-Industries-Report Frankfurt« Peter Lindner, Wirtschaftsgeograf, Frankfurt/Main Christian Berndt, Wirtschaftsgeograf, Frankfurt/Main 18.00 Uhr: Podiumsdiskussion »Global City Frankfurt – eine kreative Stadt?« Olaf Cunitz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer Corinna Thiele, Projekt Kunst-Fieber, Frankfurt/Main Hans Romanov, Clubbetreiber, Frankfurt/Main Martin Wider, CEO Publicis, Frankfurt/Main Prof. Dr. Bernd Kracke, Präsident der HfG Offenbach Moderation: Cécile Schortmann, Hessischer Rundfunk, Frankfurt/Main ab 20.00 Uhr: »Freitagsküche mit Lounge und Videoinstallationen« Samstag, 31. Mai 2008 9.30 Uhr: »Global Places: Wie Städte sich neu entwerfen« Pernille Askerud, dänische UNESCO-Beraterin, Genf 10.00 Uhr: »Urban Legends: Kreative Städte stellen sich vor« Toronto Randy McLean, City of TorontoEconomic Development and Culture Heather McLean, Planning Action Toronto Amsterdam Jaap Schoufour, Bureau Broedplaatsen Eva de Klerk, NSDM Diskussion Moderation: Ares Kalandides, INPOLIS, Berlin 12.30 Uhr: Lunch 13.30 Uhr: Parallele Workshops Workshop I: »Fatal Attractions: Deutsche Städte und Regionen« Willfried Maier, GAL Hamburg Prof. Dr. Martina Heßler, HfG Offenbach Rainer Kern, Festivalmacher Rhein-Neckar-Raum Prof. Dr. Rainer Danielzyk, ILS, Dortmund Moderation: Sabine Drewes, Referentin für Stadtentwicklung, hbs Workshop II: »Overrated & Underpayed: Die Wirtschaft der Bohème« Monika Mokre, FOKUS, Wien Bastian Lange, Geograf, Leipzig Christiane Rösinger, Musikerin/Autorin, Berlin Chus Martinez, Kuratorin des Frankfurter Kunstvereins Moderation: Jan Engelmann, Referent für Kunst und Kultur, hbs 15.00 Uhr: Kaffee 15.30 Uhr: Abschlussdiskussion »Kreativismus – Ein neues Mantra des Urbanen?« Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel, Hamburg Dorothee Wenner, Leiterin Talent Campus Berlinale Dr. Heike Liebmann, IRS, Erkner Sarah Sorge, MdL Hessen 17.00 Uhr: Ende des Kongresses Führung durch die Ausstellung »(dis)simile – Fotografien aus Europa« mit Kuratorin Heike Sütter Termin: Freitag, 30. Mai bis Samstag, 31. Mai 2008 Ort: Atelier Frankfurt Hohenstaufenstraße 13-25 60327 Frankfurt am Main Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftungen Bund, Hessen und Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach Kongressgebühr: 30,00 Euro, ermäßigt 12,00 Euro Ausführliches Programmheftmit detaillierten Angaben zu den ReferentInnen u.v.m.Anmeldeformular
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung