BUDRUS
Dokumentarfilm über den gewaltfreien Widerstand eines palästinensischen Dorfes
USA 2010 / 78 Min. / Dokumentarfilm / FSK 12OmU / Audiodeskription / UT für Gehörlose Gewaltfreier Widerstand in Palästina – in den Nachrichten über den Nahost- Konflikt geht dieser Teil der Geschichte meist unter. Als Israel 2003 einen Schutzwall zum Westjordanland errichtet, soll dieser auch auf dem Boden des Palästinenserdorfes Budrus gebaut werden. Die Bewohner begehren auf. „Wir haben keine Zeit für Krieg, wir wollen unsere Kinder großziehen“, sagt der Palästinenser Ayed Morrar. Er führt den Protest gegen den Grenzwall an, der Israel vor Attentätern schützen soll. Durch die Mauer zur West Bank würden einige palästinensische Dörfer große Teile ihrer Felder verlieren, Budrus allein etwa 120 Hektar. Für die rund 1.500 Einwohner wäre das gravierend, denn sie leben vor allem vom Olivenanbau. Und nicht nur der Raub von Land spricht für die Willkür der Gegenseite: Der Wall ginge zudem mitten durch den Friedhof von Budrus. Die Frauen erheben sich Trotz der Provokation wirkt Ayed Morrar nicht aufgebracht. Der Familienvater ist ein ruhiger Koordinator, kein Aufrührer. Blinde Wut, so hat er in vielen Jahren als politischer Aktivist erlebt, schafft nur mehr Probleme. Obwohl er stets den friedlichen Weg ging, saß er in seinem Leben oft genug im Gefängnis. Seine Strategie gegen die israelischen Bautrupps: unablässiger Widerstand ohne Waffen. Wehrlose gewaltsam zu vertreiben, kann sich Israel nicht erlauben. In den folgenden Wochen stellen sich nicht nur Männer den Bulldozern entgegen. Morrars 15-jährige Tochter Iltezam mobilisiert auch die Frauen. Das ganze Dorf steht auf und fordert von der israelischen Regierung, ihren Schutzwall auf eigenem Land zu errichten. Israelis schließen sich an 55 Mal demonstrieren die Männer und Frauen, über Wochen und Monate. Früh schickt Israel Grenzpolizisten nach Budrus. Sie erklären das Bauland zum militärischenSperrgebiet. Sie treiben die Dorfbewohner mit Schlagstöcken auseinander. Und setzen sich doch nicht durch. Je länger der friedliche Protest dauert, desto mehr stößt er auch in Israel auf Sympathie. Sie geht so weit, dass einige Juden, die nie palästinensisches Land betreten haben, nach Bud - rus kommen und sich der Bewegung anschließen. Soldaten agieren wie Roboter In der Sache solidarisch und doch politisch ausgewogen, verfolgt der Film von Julia Bacha das Geschehen. Die Regisseurin zeigt auch das Dilemma der israelischen Grenzsoldaten. Im Interview erklären sie, wie sie Gewissenskonflikte vermeiden: Am besten sei es, die Situation nicht zu reflektieren und vorzugehen „wie Roboter“. Was bleibt den Diensthabenden auch übrig, wenn der Verteidigungsminister auf seiner Linie beharrt? Die protestierenden Juden, sagt er einmal im Fernsehen, sollte man einsperren. Gefahr der Eskalation Lange Zeit scheitern die Verhandlungen. Das Militär geht aggressiver vor, setzt Gummigeschosse und Tränengas ein. Nun zeigt sich, wie leicht die Auseinandersetzung eskalieren kann. Einige Dorfbewohner beginnen, Steine zu werfen. Schüsse knallen in den Gassen, Soldaten nehmen mehrere Männer fest. Nach diesem Zwischenfall ist es an Ayed Morrar, die Leute wieder zu beruhigen, um die Proteste friedlich fortzusetzen. Zehn Monate nach der ersten Demonstration lenkt die israelische Regierung ein. Budrus behält fast sein gesamtes Land. Das Dorf jubelt. Und seine Geschichte wird zum Symbol der Hoffnung im Nahost-Konflikt. JULIA BACH erzählt, warum sie BUDRUS gemacht hat Es gibt eine Menge Hass gegen Israel und vages Gerede über die Militanz und den gewaltsamen Widerstand der Palästinenser. Die meisten Leute wissen nicht, wie Widerstand in den palästinensischen Gebieten aussieht. Mein Film gibt den Dorfbewohnern die Möglichkeit zu zeigen, was die Leute dort wirklich denken und in welche Richtung sie gehen wollen. Mein Film bietet also die Gelegenheit, über Gegensätze zu sprechen, die überbrückbar sind, wenn man sich bewusst macht, dass auf der anderen Seite auch Menschen stehen. Das sind Menschen – sie mögen eine Minderheit sein –, die das Gleiche wollen und die auch unter ihrer Regierung leiden. JUST VISION BUDRUS wurde von der Non-Profit-Organisation JUST VISION produziert. Das Engagement von JUST VISION steht unter dem Motto „Stärkung der Kraft und Legitimität der Palästinenser und Israelis, die für eine gewaltlose Lösung des Konflikts arbeiten“. JUST VISION entstand als Reaktionauf mangelndes Medien -interesse an den friedlichen Bürgerbewegungen von Palästinensern und Israelis. Während gewalttätige Extremisten einen sicheren Platz auf den Titelseiten finden, erringen zivile Friedensaktivisten und Organisatoren gewaltfreier Aktionen eher und doch selten die Beachtung der „Bunte Seiten“-Redaktionen. JUST VISION will erreichen, dass die Palästinenser und Israelis, die auf friedliche Lösungen hinarbeiten, als politische Partner ernst genommen und geschätzt werden. Eine Voraussetzung dafür, nämlich sie aus der medialen Unsichtbarkeit herauszuholen, sollen die Dokumentarfilme erfüllen, die JUST VISION produziert. BUDRUS ist die zweite Produktion der Organisation. Nach zweijähriger Recherche wurde JUST VISION im Jahre 2003 gegründet. 500 israelische und palästinensische Friedensaktivisten wurden zurate gezogen, um ihre Arbeitserfahrungen miteinzubeziehen und aus ihren Erfolgen und Misserfolgen zu lernen. Auf der Website bietet JUST VISION zusätzliche Informationen zum Thema an, u. a. Unterrichtsmaterial und aktuelle Nachrichten. „Unser Material hat den Leuten, über die wir berichten, unzählige Türen geöffnet und sie in die Lage versetzt, mit einem weltweiten Publikum zu kommunizieren, sodass sie ihre Botschaft verbreiten und Unterstützer finden konnten.“ Das Team von JUST VISION besteht aus Palästinensern, Israelis sowie Nord- und Südamerikanern. Ihre Botschaft konnten sie einem Millionenpublikum vermitteln, u. a. auch über Fernsehauftritte, deren Spektrum von der Oprah Winfrey Show bis zu Al Jazeera reicht. Termin: Samstag 18. Juni 2011, 17.45 Uhr Kino mal seh´n, Adlerflychtstr. 6, Frankfurt am Main Der Film läuft im Rahmen des Filmfestivals ÜBERMUT der Aktion Mensch. Das Festival läuft vom 18. bis 22. Juni im Kino mal seh´n in Frankfurt am Main Filmpartner: Heinrich-Böll-Stiftung, Amnesty International und medico international
Recht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung