Sackgasse Afghanistan? Fakten, Optionen, Perspektiven
Reihe "Politik Aktuell" - Diskussionsveranstaltung
Mit jedem Tag, den der internationale Militäreinsatz in Afghanistan länger dauert, verschärft sich nicht nur seine Krise, sondern geraten auch mögliche Lösungsansätze zur Überwindung des Konfliktes außer Reichweite. Die Zahl der Opfer - Soldaten und unbeteiligte Zivilisten - in diesem Engagement nehmen zu. Im vergangenen Jahr wurden 2777 afghanische Zivilisten getötet – 15 % mehr als 2009. Seit Beginn der von den USA geführten Militärintervention 2001 kamen insgesamt 8832 Zivilisten ums Leben, wie dem „Jahresbericht über den Schutz von Zivilisten im bewaffneten Konflikt“ (vgl. www.aihrc.org.af/2010_eng/Eng_pages/Reports/Thematic/Executive_Summary_Final.pdf) zu entnehmen ist.
Aber auch immer mehr Soldaten verlieren ihr Leben in einem Einsatz, den viele nicht verstehen und dessen Vermittlung durch die Politik in ihren jeweiligen Heimatländern immer schwerer fällt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die öffentliche Debatte immer weniger von erzielten Fortschritten in zivilgesellschaftlichen und entwicklungspolitischen Bereichen dominiert wird. Auch wenn der Oberbefehlshaber der in Afghanistan stationierten internationalen Truppen, US-General David Petraeus, von einer Erfolgsbilanz spricht, so zeigt sich doch immer deutlicher, dass der Krieg in Afghanistan nicht ausschließlich mit militärischen Mitteln gewonnen werden kann. Viele beteiligte Staaten haben ihre Truppen bereits abgezogen oder angekündigt, dieses zu tun. In anderen Ländern sind Debatten über den Abzug ihrer Truppen in vollem Gange. Immer stärker fokussiert sich diese Diskussion auf einen möglichen Abzugstermin.
Aber was ist mit den Menschen, zu deren Schutz diese Truppen überhaupt erst ins Land gekommen sind? Wie könnten Bedingungen aussehen, unter denen ein Truppenabzug denkbar wäre? Was würde es bedeuten, übergäbe man die Verantwortung der von endemischer Korruption und Unfähigkeit gekennzeichneten Regierung Karzai, die über wenig Legitimität und Akzeptanz im Land verfügt? Könnten Hilfs- und Entwicklungsorganisationen ohne militärischen Schutz im Land sicher arbeiten oder wäre es für sie umgekehrt erst nach einem Truppenabzug möglich, sinnvolle und effektive Arbeit zu leisten?
Darüber diskutieren:Bente Scheller
Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Afghanistan, Kabul
Thomas Ruttig
Afghanistan Analysts Network (AAN), Kabul - Oranienburg
Rona Yussof Mansury
Afghanischer Frauenverein e. V., Osnabrück
Omid Nouripour
MdB, Bündnis 90/ Die Grünen, Frankfurt a. M. - Berlin
Moderation:
Bruno Schoch
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Frankfurt a. M.
Termin: Mittwoch, 18. Mai 2011, 19.00 Uhr Ort: Café im Kunstverein, Steinernes Haus, Markt 44, Frankfurt am MainRecht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
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Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung